

Rubrik: Fishmaps-Bericht
Region: Nord-Deutschland
Bundesland: Schleswig-Holstein
Fischarten: Hering
Angelmethoden: Molenangeln
Geo. Länge: 8.871222
Geo. Breite: 54.528860
Beim Heringsangeln denken die meisten von uns mit Sicherheit an so bekannte Reviere wie die Schlei bei Kappeln (Video über Heringsangeln an der Schlei), die Kieler Förde (Liste der besten Heringsangelplätze bei Kiel), die Trave bei Lübeck und Travemünde, den Rostocker Hafen (Liste der besten Heringsangelplätze in Rostock und Warnemünde) oder den Rügendamm. All diese Reviere liegen an der Ostsee oder in Seitenarmen und Förden davon. Was die wenigsten wissen: Es gibt auch lohnende Plätze zum Heringsangeln an der Nordsee in Schleswig-Holstein. Die Plätze sind zwar dünn gesät und räumlich eng begrenzt, aber ein Ausflug in der Heringszeit lohnt vor allem für diejenigen, die gerade in der Nähe ihren Urlaub verbringen, dort wohnen oder die beste Heringszeit an der Ostseeküste verpasst haben.
Beste Fangzeit für Heringe
Und damit sind wir schon bei der ersten Besonderheit: Die beste Fangzeit für Heringe an der Nordsee beginnt oft erst Ende April und zieht sich bis in den Mai. Zu der Zeit ist die Hochsaison für Hering an der Ostsee in der Regel schon vorbei. Die nächste Unterschied im Gegensatz zur Ostsee: Die Fangzeit an der Nordsee richtet sich nach den Gezeiten. Zwar ist an den im folgenden vorgestellten Angelplätzen das Wasser nie komplett weg, da es sich vorwiegend um Siele oder Schleusenbereiche handelt und somit immer etwas Wasser vor oder hinter den Siel- oder Schleusentoren steht. Die beste Zeit für Heringe ist aber fast überall an den Nordseeplätzen der Zeitraum von zwei bis drei Stunden vor Höchststand bis maximal eine Stunde danach. Um herauszufinden, wann an welchem Ort Ebbe und Flut herrscht, gibt es einerseits detaillierte Infos auf der Seite vom BSH: http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten/ und andererseits auch in speziellen Apps für Smartphones, wie zum Beispiel die Apps Gezeiten (nur iOS) oder Nordsee Gezeiten (iOS und Android). Allerdings sollten Sie sich nicht nur über die Tide vor Ihrem Angeltrip informieren: Bei zu starken Winden aus westlichen Richtungen (manchmal reicht bereits eine Stärke 3 über längere Zeit) kann der über der Nordsee aufgebaute Wellengang das Angeln deutlich erschweren oder auch gänzlich unmöglich machen.
Posenmontage auf Hering
Und nun noch eine letzte Besonderheit für das Angeln auf Heringe an der Nordsee: Üblicherweise wird an der Ostsee mit dem klassischen Heringspaternoster gefischt, einer Seitenarm-Montage, an der (wo erlaubt) bis zu sieben Goldhaken mit künstlicher oder echter Fischhaut als zusätzlichem Lockreiz befestigt sind und einem Endblei. Zwar kommt exakt diese Montage auch an den Heringsangel-Plätzen der Nordsee zum Einsatz, aber ortskundige Angler haben sich aufgrund des hängerträchtigen Grunds eine spezielle Posenmontage ausgedacht: Unter einer großen Pose oder Wasserkugel hängt das Heringspaternoster und wird durch ein Endblei auf Tiefe gehalten. Als Endblei wird oft ein schlankes Blei wie das Tiroler Hölzl gefischt, welches sich nicht so leicht in den Steinen verkantet.
Wie funktioniert das Heringsangeln mit der Pose? Bei leichtem bis mäßigen Wellengang wird die Montage ausgeworfen (unbedingt darauf achten, dass sich die Montage vorm Auftreffen auf die Wasseroberfläche streckt!) und führt durch die Wellenbewegung, die sich auf die Hakenköder überträgt zum Biss. Wenn kein Wellengang vorhanden ist, dann hilft es, die Montage langsam oder unter kleinen Rucken wieder aktiv zu sich heran zu kurbeln. Auch eine Variante im strömungsreichen Bereich eines Siels oder an Außenkanten von Molen ist es, die Pose so tief einzustellen, dass das Blei auf dem Grund festliegt. Durch die Pose werden die Haken vom Grund fern gehalten und die in der Strömung flatternden Haken locken die Heringe an.Eine ausführliche Anleitung findet Ihr auch im Artikel Mit Pose und Paternoster auf dem Angelportal Dr. Catch.
Brauche ich an der Nordsee einen Angelschein?
Die eigentlich wichtigste Frage zum Schluss: Welchen Angelschein brauche ich an der Nordsee in Schleswig-Holstein? Es reicht der Fischereischein, um an den vorgestellten Plätzen angeln zu dürfen. Allerdings müssen Angler aus anderen Bundesländern noch zusätzlich eine sogenannte Fischereiabgabe bezahlen. Die Fragen Wie bekomme ich den Fischereischein?, Wo zahlt man die Fischereiabgabe? und vor allem Wie kann man ohne Fischereischein an der Nordsee angeln? (es gibt in Schleswig-Holstein den sogenannten Urlauberfischereischein für Angler ohne regulären Fischereischein) haben wir bereits ausführlich im Artikel über die besten Heringsangelplätze in Kiel erläutert.
Die besten Angelplätze für Hering an der Nordsee (Schleswig-Holstein)
1. Meldorfer Hafen
Wir beginnen im Süden: Ungefähr acht Kilometer westlich des Ortes Meldorf mündet die Außenmiele in die Nordsee. Neben dem Siel befindet sich ebenfalls eine Schleuse für Schiffe, die in oder aus dem Meldorfer Hafen fahren. Geangelt wird hier vorwiegend im Innenbereich, wo die Schleuse die Nordsee und die Hafenzufahrt trennt. Am Meldorfer Hafen kommt bei vielen Anglern bevorzugt die Posenmontage zum Einsatz. Oft ist es sehr effektiv, die Pose direkt an der Hafenmauer runter zu lassen, da sich die Heringe gerne direkt an der Betonwand aufhalten.
2. Hafenmolen Büsum
Weiter nördlich und noch in Sichtweite des Angelplatzes an der Meldorfer Schleuse liegt Büsum. Wer kein Problem mit zahlreichen Zuschauern und regelmäßigen Fragen hat, der kann gerne sein Glück von der Westmole in Büsum versuchen. Man hat allerdings von den Parkplätzen im Hafenbereich bis zum Molenende noch über einen Kilometer zu Fuß zurück zu legen. Weniger Spaziergänger sind auf jeden Fall auf der für Angler ebenso interessanten Ostmole des Büsumer Hafens unterwegs.
3. Mole am Eidersperrwerk
Auch ein Besuchermagnet ist das beeindruckende Eidersperrwerk westlich von Tönning. Geangelt wird hier von der Nordmole des Hafenbereichs, von wo Fähren nach Helgoland ablegen. Die Mole ist rund 250 Meter lang und sehr gut zu begehen.
4. Evershopsiel
Nach Überqueren der Eider befinden wir uns bereits auf der Halbinsel Eiderstedt mit Ihrem beliebten Urlaubsort St. Peter Ording. Mit Sicherheit verbringen hier jedes Jahr zahlreiche Angler ihren Urlaub mit Familie oder Partner, die froh wären, auch mal Gelegenheit für einen Angeltrip an die Küste zu haben. Zwar bieten die langen Sandstrände an der Westküste Eiderstedts dem Meeresangler keine lohnenswerte Fischerei, aber ein Abstecher ans Evershopsiel lohnt zumindest, um mal zu schauen, ob die Heringe gerade da sind.
5. Holmer Siel
Wir kommen nun zum wohl beliebtesten und produktivsten Herings-Angelplatz an der nordfriesischen Nordsee, dem Holmer Siel. Auf der Halbinsel Nordstrand nordwestlich von Husum mündet die Arlau über ein Speicherbecken beim Holmer Siel in die Nordsee. Geangelt wird hier vom nördlichen Uferbereich des Siels auf der seewärtigen Seite und von der angrenzenden Steinmole. Am begehrtesten sind bei Heringsanglern die Plätze direkt vorm Siel, aber mit weiten Würfen von den Steinmolen hat man ebenfalls gute Chancen, auch mehr Heringe als für nur ein Abendessen an den Haken zu bekommen. Auch hier hat sich die bereits beschriebene Posenmontage sehr bewährt.
6. Lüttmoorsiel
Wem es am Holmer Siel zu voll ist, der kann auch zum nur vier Kilometer nördlich liegenden Lüttmoorsiel ausweichen. Allerdings kann man nicht direkt am Deich lang dort hin fahren, sondern muss erst großräumig das Speicherbecken und den Holmer See umrunden, so dass man wiederum mindestens eine Viertelstunde unterwegs ist. Vom Parkplatz am Café Lüttmoorsiel sind es dann noch rund 800 Meter zu Fuß bis zum Angelplatz am Siel.
7. Außenmole Hörnum auf Sylt
Bei der letzten Angelstelle für Heringe handelt es sich um einen Angelplatz auf Insel Sylt: Von der Außenmole im Hafen von Hörnum ganz im Süden von Sylt gehen in der Saison ebenfalls regelmäßig Heringe ans Paternoster. Da die Mole leider nicht komplett bis zum Ende begehbar ist und die Angelplätze begrenzt, lohnt es auf jeden Fall, frühzeitig hier zu sein und sich einen Platz zu sichern.
Alles in allem bieten die Angelplätze an der nordfriesischen Nordseeküste nicht so vielen Anglern Raum, wie die Reviere an der Ostsee. Auch sind die Massenfänge wie an der Schlei, der Kieler Förde und den anderen bekannten Revieren an den Sielen, Schleusen und Molen der Nordsee nicht die Regel. Aber es ist ohne Zweifel ein ganz besonderes Erlebnis, in dieser von endloser Weite und bis zum Horizont reichenden Deichen und Poldern geprägten Landschaft sein Abendessen (und noch etwas mehr) zu fangen. Und wenn dann noch die Sonne über der Nordsee untergeht und die Silhouetten der vorgelagerten Inseln oder Halligen wie schwarze Scherenschnitte vor rotem Horizont hervortreten lässt, dann weiß man, dass man nicht nur wegen der Heringe an die Nordsee gekommen ist.
Autor: Holger Bente
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